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Forschungsschwerpunkte/-interessen

  • Empirische Unterrichtsforschung von Deutschunterricht
    -    Kommunikation und Interaktion von Schüler/innen untereinander und mit der Lehrperson
    -    Erwerb sprachlicher und literarischer Kompetenzen im Unterricht vor dem Hintergrund einer zunehmenden Epistemisierung

 

  • Sprachdidaktik
    -    Schriftspracherwerb
    -    Sprache und Sprachgebrauch von Schüler/innen und Lehrer/innen im Deutschunterricht: Analyse sprachlicher Strukturen, insbesondere in Bezug auf die sprachliche Registerwahl und hybride Verwendungsweisen, Operator-Skopus-Strukturen, Partikeln  sowie Status-/Rahmenadverbien
    -    Konzeption und Verhältnis von Mündlichkeit und Schriftlichkeit (Gesprächsmodell nach Koch/Oesterreicher) und deren durchaus spannungsreiches Zusammenwirken
    -    Sprachkonzepte in Schule: Bildungssprache, Fachsprache, Schulsprache
    -    Schreibentwicklung und Schreibdidaktik

Dissertationsprojekt:

Der lehrerseitige Initiationsschritt im Unterrichtsdiskurs Funktionale Analysen im Schulstufenvergleich an Daten gesprochener Sprache aus den Fächern Deutsch und Biologie

Betreuer:innen: Thorsten Pohl & Katrin Kleinschmidt-Schinke

Abstract:

Formen der Unterrichtskommunikation, die stark lehrerseitig zentriert sind, wie sie im SgS-Korpus*, das innerhalb der Dissertation analysiert werden soll, dominieren, lassen sich nach Becker-Mrotzek/Vogt (2009) vor allem dem „Lehrervortrag mit verteilten Rollen“ sowie „d[em] Lehrergespräch“ zuordnen. Für diese Varianten lehrerzentrierten Unterrichts ist eine Interaktionssequenz maßgeblich, in der drei wiederkehrende Schritte erfolgen: Ausgehend von einer lehrerseitigen Initiierung (erster Schritt) folgt eine schülerseitige Reaktion (zweiter Schritt) und schließlich die lehrerseitige Evaluation (dritter Schritt). Diese Drei-Schritt-Folge wird lehrer- und schülerseitig kooperativ im Unterrichtsgespräch realisiert. Erstmalig wurde sie in den klassischen Studien von Bellack et al. (1966, 1974), Sinclair und Coulthard (1975, 1977) sowie Mehan (1979) aufgezeigt und später auch in der Literatur auch für deutschsprachigen Unterricht nachgewiesen (u.a. von Kalthoff 2000, Lüders 2003, Richert 2005 und Pauli 2010).

Für den ersten Schritt (der Initiation), mit dem die Lehrperson in Form einer Unterrichtsfrage oder eines Arbeitsauftrages die Zugfolge eröffnet, werden in der Literatur verschiedene Klassifikationsmöglichkeiten angeboten, insbesondere hinsichtlich der Funktion der Initiation mit Blick auf die Art der schülerseitigen Reaktion, die hervorgerufen werden soll (Bellack et al. 1966: 16–18). Im Rahmen des vorliegenden Forschungsvorhabens soll die Funktionalität des Initiationsschrittes mittels differenzierteren Subkategorien am empirischen Material detaillierter rekonstruiert werden, als es bisher in der Literatur unternommen wurde.

Initiationsschritte können in unterschiedliche Subkategorien differenziert werden, die nicht nur einzeln für sich, sondern auch zusammen auftreten können. Zudem ist eine hierarchische Struktur innerhalb der Initiationen zu erkennen, bei der die Sequenzierungsstruktur lehrerseitiger Initiationen im Unterricht aus einer globalen und einer lokal differenzierenden Perspektive betrachtet werden: Auf der Makro-Ebene entsprechen Makro-Initiationen als übergeordnete Bausteine des Unterrichtsgesprächs zwischen Lehrer*innen und Schüler*innen den einzelnen Unterrichtsphasen und innerhalb dieser größeren Themenkomplexen oder Aufgabenstellungen; unterhalb dieser Makro-Ebene sind Mikro-Initiationen als unterordnende Bausteine der Makro-Initiationen zu erkennen.

Daraus ergibt sich die Fragestellung, in welche Varianten bzw. Typen sich der Initiationsschritt differenzieren lässt und wie sich die Verteilung ebendieser im Unterrichtsdiskurs und auch jahrgangsübergreifend darstellt. Hiernach stellt sich weitergehend die Frage, welche dieser Subtypen in welchen Jahrgangsstufen dominieren und ob sich hier jahrgangsstufenspezifische Adaptionen zeigen.

Das übergeordnete Ziel ist eine detaillierte Rekonstruktion des Initiationsschrittes im Unterrichtsdiskurs in seinen unterschiedlichen Funktionen für fachliche wie auch fachsprachliche Lernprozesse.

Die Analysen werden anhand eines eigens aufgestellten Kategoriensystems nach den Auswertungsverfahren einer linguistischen, gesprächsanalytischen Analyse, die z. T. auch quantitativ ausgewertet werden soll, am Gesamtkorpus des SgS-Projekts* durchgeführt.

*Die an die Schüler und Schülerinnen gerichtete Sprache (SgS). Zur Adaptivität sprachlichen Lehrer/innen-Handelns im Unterricht. (Leitung: Katrin Kleinschmidt-Schinke & Thorsten Pohl; gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft; DFG-Projektnummer: 426182600)

Literatur:

  • Becker-Mrotzek, Michael/Vogt, Rüdiger (2009): Unterrichtskommunikation. Linguistische Analysemethoden und Forschungsergebnisse. 2., bearb. u. aktual. Aufl. Tübingen: Niemeyer.
  • Bellack, Arno A., Herbert M. Kliebart, Ronald T. Hyman & Frank L. Smith (1966): The Language of the Classroom. New York: Teachers College Pr.
  • Bellack, A. A., H. M. Kliebart, R. T. Hyman & F. L. Smith (1974): Die Sprache im Klassenzimmer. Düsseldorf: Schwann.
  • Kalthoff, H. (2000). „Wunderbar, richtig“. Zur Praxis mündlichen Bewertens im Unterricht. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 3(3), 429-446.
  • Kleinschmidt-Schinke, K. (2018): Die an die Schüler/-innen gerichtete Sprache (SgS) – Studien zur Veränderung der Lehrer/-innensprache von der Grundschule bis zur Oberstufe. (Reihe: Germanistische Linguistik, hrsg. v. M. Habermann und H. Hausendorf, Bd. 310). Berlin, Boston: de Gruyter.
  • Lüders, Manfred (2003): Unterricht als Sprachspiel. Eine systematische und empirische Studie zum Unterrichtsbegriff und zur Unterrichtssprache. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
  • Mehan, H. (1979): Learning Lessons. Social Organization in the Classroom. Cambridge, Mass.: Harvard Univ. Pr.
  • Pauli, Christine (2010): Klassengespräche – Engführung des Denkens oder gemeinsame Wissenskonstruktion selbstbestimmter lernender Schülerinnen und Schüler? In: Bohl, Thorsten, Katja Kansteiner-Schänzlin, Marc Kleinknecht, Britta Kohler, Anja Nold (Hrsg.): Selbstbestimmung und Classroom-Management. Empirische Befunde und Entwicklungsstrategien zum guten Unterricht. Bad Heilbrunn: Klinkhardt, 145–161.
  • Richert, Peggy (2005): Typische Sprachmuster in der Lehrer-Schüler-Interaktion. Empirische Untersuchungen zur Feedbackkomponente in der unterrichtlichen Interaktion. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
  • Sinclair, J. & M. Coulthard (1975): Towards an Analysis of Discourse. The English Used by Teachers and Pupils. London: Oxford Univ. Pr.
  • Sinclair, John & Malcolm Coulthard (1977): Analyse der Unterrichtssprache. Ansätze zu einer Diskursanalyse dargestellt am Sprachverhalten englischer Lehrer und Schüler. Heidelberg: Quelle & Meyer.