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Abgeschlossene Forschungsprojekte – Thorsten Pohl

 

Die studentische Hausarbeit. Rekonstruktion ihrer ideen- und ins­ti­tu­­tions­ge­schichtlichen Entstehung. (Selbstständig durchgeführtes Forschungs­­­projekt während der Assistenzzeit in Siegen)

Bisher ist die ‚kleine’ Übungsform für den akade­mischen Nach­wuchs in Bildungs- und Universitätsgeschichten - wenn überhaupt - nur randständig behandelt worden. Bereits eine recht einfach anmutende Frage, ab welchem Zeitpunkt Studierende an deutschen Universitäten studien­be­gleitend schriftliche Haus­arbeiten anzufertigen hatten, lässt sich nicht ohne weiteres beantworten. Die vorliegende Abhandlung versucht diese Forschungslücke durch Auswertung verschiedenster historischer Quellen (u. a. Seminarreglements, propädeutische Schriften, Studien- und Prüfungs-ordnungen) zu schließen. Dabei zeigt sich, dass die Entstehungsgeschichte der studentischen Hausarbeit von zwei prägenden Entwicklungsphasen charakterisiert ist, deren erste im ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhundert liegt. In diesem Zeitraum werden die Fundamente für die ideelle Prägung studentischen Schreibens gelegt und erste Modi der institutio­nellen Handhabung eingeführt. In einem etwa 100-jährigen Differen­zierungs- und Institutiona­lisierungs­prozess wird dann die ursprüng­liche Schreibpraxis an eine sich grundlegend wan­delnde Situa­tion innerhalb der deutschen Hochschulen adaptiert. Jenes originäre Modell, das noch durch die frühen Seminargründungen und die Denkschriften der deutschen Universitätsreformer geprägt wurde, vererbt dabei zu einem nicht unerheb­lichen Maße seine ideelle Prägung an das nunmehr durch die Institution legiti­mierte und bürokra­tisierte Selektionsinstrument. Die Folge ist eine für die deutsche akademische Schreibtradition charak­te­ris­­tische Doppelbödigkeit von wis­senschaft­licher Idealität und institutioneller Realität, die bis auf den heutigen Tag bei Studierenden wie Lehrenden zu entsprechenden Konflikten und Problemen führen kann.

 

Publikation 2009 im Synchron-Verlag Heidelberg

Studien zur Ontogenese des wissenschaftlichen Schreibens. (Dis­ser­tationsprojekt)

In den Studien zur Ontogenese wissenschaftlichen Schreibens wird das Schreiben von Studierenden als Entwicklungs-phänomen perspektiviert. Die generelle These des Buches ist die, dass das studentische Schreiben einem Entwicklungsprozess unterliegt und damit ein sprachliches Erwerbsphänomen bildet wie andere dieser Art auch (z. B. Schriftspracherwerb, Erzählerwerb). Anhand eines schreibbiographischen Teilkorpus’ (mehrerer Seminararbeiten jeweils eines Autors) und anhand zweier experimentell erhobener, quantitativer Teilkorpora (Schreibproben aus einem Lücken­test und parodistische Einleitungstexte) werden unterschiedliche Teilleistungen der wissenschaftlichen Textproduktion untersucht:

  • wissenschaftliches Formulieren,
  • wissenschaftliches Einleiten,
  • wissenschaftliche Intertextualität,
  • wissenschaftliches Argumentieren und
  • wissenschaftliche Alltagssprache.

Die Rekonstruktion der Ontogenese zeigt eine dreiphasige Entwicklungsbewegung auf, in der zunächst die Gegenstandsdimension, dann die Diskursdimension und zuletzt die Argumentationsdimension integrativ aufgebaut werden: Die Studierenden beginnen mit einem Stadium starker Gegenstandsbezogenheit, das von einer Phase gefolgt wird, in der es den Autoren zusehends gelingt, den wissenschaftlichen Forschungsdiskurs in ihr Schreiben zu integrieren, bis sie schließlich dazu fähig sind, eine selbstständige wissenschaftliche Argumentation zu entfalten.

Publikation 2007 im Niemeyer-Verlag Tübingen

www.ontogenese-wissenschaftliches-schreiben.de

 

Text-Sorten-Kompetenz. Longitudinalstudie zur Ent­­wick­­lung der Textkompetenz im Grundschulalter. Textsorten: Er­zäh­­lung, Be­richt, Beschreibung, Instruktion und Argumen­tation. (Gemein­sa­mes Forschungsprojekt mit Gerhard Augst, Paul-Ludwig Völzing, Katrin Disselhoff und Alexandra Henrich)

Im Gegenstatz zu einer Reihe von Querschnittsstudien zu einzelnen Textsorten basiert das Projekt auf einer Longitudinalstudie im 2., 3. und 4. Schuljahr zu fünf Textsorten: Erzählen, Berichten, Instruieren, Beschreiben, Argumentieren. Nach einem Problemaufriss und einem Forschungsüberblick wird im ersten Teil der Publikation in eigenständigen Untersuchungen die Entwicklung der fünf genannten Textsorten separat untersucht. Dabei wird immer nach dem gleichen Aufbau zunächst in Auseinandersetzung mit vorgängigen Analysen ein Stufenmodell entwickelt, auf Grund dessen die Texte aller drei Schuljahre eingestuft werden. Danach schließen sich weitere Einzeluntersuchungen an (zur Textrahmung, grammatischen Textinstanz, Propositionskomplexität, zur syntaktischen Komplexität und zur emotionalen Markierung). Schließlich folgen textsortenspezifische Untersuchungen (z. B. bei der Erzählung zur Gestaltung von Planbruch, Spannung und Pointe; zum Tempusgebrauch, zur Figurenrede u. a.). Im zweiten Teil werden alle fünf Textsorten gleichzeitig mit der Fragestellung in den Blick genommen, ob die Ontogenese der fünf Textsorten wesentlich mitbestimmt wird durch die Ontogenese der Textentwicklung generell. Nach der theoretischen Fundierung eines allgemeinen Modells der strukturellen Genese der Text-Sorten-Kompetenz wird diese Genese empirisch überprüft und zwar im Bezug auf die Makrostruktur der Texte, der emotionalen Markierung und der syntaktischen Komplexität.

Publikation 2007 im Lang-Verlag Frankfurt/M.

www.text-sorten-kompetenz.de

ProfaS - Promotionsprogramm fachdidaktische Strukturierung

ProfaS ist ein gemeinsames Promotionsprogramm der Oldenburger Fachdidaktiken zur Erforschung von Prozessen fachdidaktischer Strukturie­rung von Unterricht bei (angehenden) Lehrer/-innen in unterschiedlichen Fachdo­mänen und in verschiedenen Phasen der Lehrerbildung und Professionalisierung.

zur ProfaS-Homepage 

 LÜP – Lernprozesse im Übergangsraum Praxisphasen

LÜP ist ein gemeinsames Promotionsprogramm der Oldenburger Fachdidaktiken, in dem die Lernprozesse von Studierenden beim Planen, Durchführen und Reflektieren von Unterricht in ihrer Praxisphase analysiert werden. In dem „Übergangsraum“ zwischen fachwissenschaftlicher, fachdidaktischer und pädagogischer Ausbildung und der Bewältigung der alltäglichen Anforderungsbereiche des Lehrerberufs befinden sich die Studierenden sowohl in der Rolle des Lernenden, als auch des Lehrenden.